01.07.2022 Experte fordert bundesweite Studie zu Missbrauchs-Dunkelfeld
„Das sind wir unseren Kindern schuldig!“
Der Mannheimer Psychiater Harald Dreßing hat seine Forderung nach einer umfassenden Studie zum Dunkelfeld von Missbrauch und sexualisierter Gewalt in Deutschland erneuert. Sie sei „dringend angezeigt“.
Das schreibt der Psychiater in einem Gastbeitrag in der „Welt“ (Freitagsausgabe). Das Wissen aus einer solchen Studie sei „zwingend nötig, auch um die Effektivität und Effizienz von Präventions- und Schutzkonzepten besser einschätzen zu können“.
Am umfänglichsten seien bislang sexualisierte Gewalttaten untersucht worden, die „im Verantwortungsbereich der katholischen Kirche begangen wurden“, so Dreßing. Er hatte die sogenannte MHG-Studie koordiniert, deren Ergebnisse 2018 der Öffentlichkeit vorgestellt wurden. Diese Studie kam für den Untersuchungszeitraum von 1946 bis 2015 auf 1.670 beschuldigte Priester und rund 3.700 von Missbrauch Betroffene. Es handle sich dabei „nur um die Spitze des Eisbergs“, betonte der Experte.