09.04.2019 – Falter – „Wir wurden gebrochen“

„Wir wurden gebrochen“
Brutalität, Demütigungen, sexuelle Übergriffe, Magersucht: Schüler, Schülerinnen und Lehrerinnen erzählen erstmals über die unerträglichen Zustände an der Ballettakademie der Wiener Staatsoper. Eine Falter-Recherche hinter den Kulissen der berühmtesten Kulturinstitution des Landes

FLORIAN KLENK | POLITIK | aus FALTER 15/19 vom 09.04.2019

Man solle mit dem Maestro reden, sagen die Schülerinnen, er wisse Bescheid. Der Maestro, sein Name tut nichts zur Sache, war einst ein großer Tänzer. An der Mailänder Scala jubelte ihm das Publikum zu. Die Leiterin der Ballettakademie Simona Noja engagierte ihn als Ballettlehrer für die jungen Elevinnen und Eleven.

Kurz darauf aber warf sie den Maestro wieder hinaus, er sei kein guter Lehrer, sagte sie. Er bekämpfte die Kündigung, der Betriebsrat sprang ihm bei. Und so fand sich ein neuer Platz für ihn: die Portiersloge in der Goethegasse 1, wo die Ballettakademie residiert. Da sitzt der Maestro nun, eingesperrt und gedemütigt. Als Gefangener seiner selbst. Aber offenbar auch als Wächter.

Es gibt nämlich noch eine andere Erzählung, warum der Tänzer zum Portier degradiert worden ist. Er soll grobe Missstände beobachtet und gemeldet haben. Deshalb sei er in Ungnade gefallen. Eine Schülerin sagt: „Er passt er auf uns Kinder auf“.

Weiterlesen

17.04.2012 – TAZ – Spaniens Regierung verschärft Strafrecht: Wer Torten wirft, ist ein Terrorist

Gefährlich, gefährlich: Facebook und Twitter werden in Spanien zu kriminellen Vereinigungen. Wer aktiv gegen die Beschlüsse der Regierung angeht, wird kriminalisiert.

MADRID taz | Spaniens Regierung will für die Folgen ihrer harten Kürzungspolitik gewappnet sein. Wohl deshalb stellte Innenminister Jorge Fernández Díaz jüngst seine Pläne für eine Verschärfung des Strafgesetzbuches vor. Künftig sollen auch friedliche Proteste als „Anschlag auf die Staatsgewalt“ gewertet werden können.

Darauf stehen vier bis zehn Jahre Haft. Und wer im Internet zu Protestaktionen ruft, die in Sitzblockaden oder gar in gewaltsamen Auseinandersetzungen enden, muss damit rechnen, als „Mitglied einer kriminellen Organisation“ verhaftet zu werden. Darauf steht eine Mindeststrafe von zwei Jahren Haft.

Während die Opposition gegen die Pläne protestiert, erhält Fernández Díaz von der Autonomieregierung im nordostspanischen Katalonien Unterstützung. „Es geht darum, dass die Menschen mehr Angst vor dem System haben“, erklärt der dortige Innenminister Felip Puig unumwunden.

Puig war vor knapp einem Jahr in die Schlagzeilen geraten, als er Zivilpolizisten in eine Demonstration einschleusen ließ, die gewalttätige Ausschreitungen anzettelten. Diese dienten uniformierten Beamten dazu, mit Härte gegen friedliche Demonstranten vorzugehen. Videos, die dies belegten, wurden von YouTube gelöscht.

Proteste angekündigt 

Die Vorschläge zur Gesetzesreform kommen nach dem Generalstreik, der am 29. März Spanien weitgehend lahmgelegt hatte. Die nächsten großen Proteste sind bereits in Sicht.

Am 1. Mai wollen die Gewerkschaften erneut gegen die Sparpolitik und die völlige Aufweichung des Arbeitsrechts mobilmachen und am 12. Mai rufen einmal mehr die „Empörten“ auf die Straße. Ein weltweiter Aktionstag soll an der Bewegung anknüpfen, die vor einem Jahr – am 15. Mai 2011 – Hunderttausende unter dem Motto „Sie repräsentieren uns nicht!“ in Spanien mobilisierte.

In Dutzenden von Städten wurden danach wochenlang zentrale Plätze besetzt. Das größte Protestcamp wurde vor dem Sitz der Madrider Autonomieregierung an der Puerta del Sol errichtet.

Überall blaue Uniformen 

Zwar wurde das Protestcamp im Laufe des Frühsommer abgebaut, doch seither kommt es fast täglich zu Kundgebung auf dem Platz. Die Madrider Innenstadt gleicht seit einem Jahr einem Heerlager der blauuniformierten Nationalpolizei. Sperrgitter schützen die Autonomieregierung, obwohl es keinerlei gewaltsame Proteste gegeben hat.

Die Reform ist wie maßgeschneidert auf die Proteste der „Empörten“. Denn die Mobilisierung und Koordination des Protestlagers „Acampada Sol“ fand über Facebook und Twitter statt. Dies ist künftig gleichbedeutend mit einer „kriminellen Vereinigung“.

Denn wer öffentliche Plätze oder Einrichtungen blockiert oder dazu aufruft, „gefährdet die öffentliche Ordnung im schweren Ausmaß“, so Fernández Díaz. Der Justizminister und Exbürgermeister von Madrid, Alberto Rñiz Gallardón, will zudem das Prozessrecht verschärfen, um leichter Untersuchungshaft gegen Verdächtige verhängen zu können.

Folgsame Richter 

Beide Minister sehen in den friedlichen Blockaden die „Techniken einer Stadtguerilla“.

So mancher Richter segelt dankbar in dem neuen Wind aus der Hauptstadt. So stehen derzeit vier Umweltschützer aus Navarra wegen „Anschlags auf die Staatsgewalt“ vor Gericht.

Sie hatten bei Protesten gegen den umstrittenen Bau einer Schnellbahntrasse drei Torten auf den Chef der Regierung von Navarra geschmissen. Jetzt drohen ihnen vier bis zehn Jahre Haft.

Von Reiner Wandler

Quelle: TAZ – http://www.taz.de/Spaniens-Regierung-verschaerft-Strafrecht/!91635/

 

Arbeitskreis „Petite-Marlene” – Manipulation von Gerichtsverfahren und deren Hintergründe, werden Sie Zeitzeuge!

Marlene ist keine imaginäre Figur am Nürnberger Justizpalast. Sie ist real; 2 Jahre alt; aus Fleisch und Blut.

Marlene lebte seit ihrer Geburt allein bei ihrem Papa. Die Mutter, die kurz zuvor die psychiatrische Anstalt verlassen hat, behält Marlene nach eineinhalb Jahren bei einem Umgangskontakt völlig unvermittelt ein. Gerichte und Jugendamt wirkten aktiv daran mit. Marlene wird durch die Maßnahme der Garanten schwer traumatisiert und erleidet in Folge dessen u.a. Entwicklungsstörungen.

Weiterlesen

05.03.2012 – ORF – Missbrauch: Mangelnder Opferschutz im Internet – Fall aus Österreich sorgt für Aufregung

Wer im Internet verspottet oder bloßgestellt wird, kann sich nur schwer dagegen wehren. Das zeigt sich nun an einem besonders dramatischen Beispiel: Ein ganzes Jahr lang waren Nacktfotos, Gerichtsakten und Polizeiprotokolle mit den Namen von Missbrauchsopfern aus Bad Goisern auf dem Videoportal Youtube zu sehen.

Nacktfotos im Internet

In den 1990er Jahren ist in Bad Goisern der bisher größte Porno- und Kinderschänderring Österreichs aufgeflogen. Es gab sechs Verurteilungen und rund 60 vom Missbrauch betroffene Kinder. In den vergangenen 13 Monaten sind sie durchs Internet neuerlich zu Opfern geworden.

Von einzelnen waren bis vor kurzem Nacktfotos im Bubenalter auf Youtube im Internet zu sehen. Von praktisch allen wurden die vollen Namen und ihre Aussagen gegenüber Psychologen, Polizei und Gericht veröffentlicht. Eine betroffene Mutter spricht von „Psychoterror“.

„Da können wir nichts machen“

Gewaltforscher Rainer König-Hollerwöger spricht von insgesamt 200 betroffenen Zeugen und Opfern. Er vermutet eine Racheaktion eines früheren Täters. Die Mutter ist schon im Jänner vor einem Jahr zur Polizei gegangen – vergeblich.

Denn dort habe es geheißen: „Da können wir nichts machen.“ Dann habe sie einen Rechtsanwalt aufgesucht. Doch auch hier die Reaktion: „Da ist man machtlos, da kann man nichts machen“, erzählt die Frau.

Ermittlungen gegen Unbekannt

Erst nach weiteren Anzeigen und Hinweisen – auch von Ö1 – ermitteln die Polizei Goisern und die Staatsanwaltschaft Wels wegen Verdachts der verbotenen Veröffentlichung geheimer Akten gegen unbekannte Täter. Man habe nicht die rechtlichen Möglichkeiten festzustellen, von welchem Computer aus die Akten ins Internet gestellt worden sind, sagt der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Manfred Holzinger.

66-Jähriger gibt Tat zu

Doch ein als Hauptmissbrauchstäter verurteilter 66-Jähriger aus Bad Goisern gab Freitagabend gegenüber Ö1 bereitwillig zu, dass er die Akten ins Internet gestellt hat. Der Manne, der seine Strafe bereits abgesessen hat, meint, er habe nur Akten aus dem öffentlichen Verfahren ins Internet gestellt und sei außerdem zu Unrecht verurteilt worden.

Den Wiener Medienanwälten Gerald Ganzger und Heinz Templ ist es kürzlich zumindest gelungen, was durch zahlreiche Schreiben an Youtube davor nicht möglich war: Die amerikanischen Betreiber haben die Akten entfernt. In Amerika müsse man erst mit Schlüsselwörtern wie Datenschutz, Privatsphäre oder Urheberrecht kommen, um unter den tausenden Anzeigen jeden Tag wahrgenommen werden, so Ganzger.

Experte: Zivilrechtsweg beschreiten

Durch das Internet gibt es ein neues Bedrohungspotential für die Persönlichkeitsrechte, sagt Walter Berka, Salzburger Medienrechts-Experte und Professor für Verfassungsrecht. Aber wer verspottet oder bloßgestellt wird, könne sich auch wehren. Berka hält dafür sowohl die strafrechtlichen als auch die zivilrechtlichen Möglichkeiten in Österreich für ausreichend. Die Missbrauchs-Betroffenen aus Bad Goisern etwa könnten nach dem Datenschutzrecht auf Schadenersatz klagen.

Link: Rainer König-Hollerwöger 

Von Bernt Koschuh

Quelle: ORF – http://oe1.orf.at/artikel/299599

13.12.2011 – Kurier.at – Düringers „Wutrede“ wird heiß diskutiert

Im ORF ist die letzte Klappe von „Dorfers Donnerstalk“ gefallen. Aber im Internet macht Roland Düringers Auftritt als „Wutbürger“ weiterhin die Runde.

Alfred Dorfer überließ seinem langjährigen Bühnenpartner Roland Düringer vergangenen Donnerstag die ehrenvolle Aufgabe, bei der letzten TV-Sendung nach mehr als sieben Jahren „Dorfers Donnerstalk“ den Schlusspunkt zu setzen. Nachdem ein voraufgezeichnetes Video gezeigt wurde, in dem Düringer eher ungelenk bei einem „Wutbürger-Kongress“ in einem Gasthaus spricht, bat Dorfer den Kabarettkollegen zu sich auf die Bühne. Als „Wutbürger“ solle er die Gelegenheit bekommen, seine Ansichten „vor einem Millionenpublikum“ (ganz so viele waren es nicht) noch einmal formulieren zu können. Und dies tat Düringer plötzlich auf fulminante Weise.

So fulminant, dass mehrere Versionen des Clips bisher bereits insgesamt mehr als 50.000 Klicks auf YouTube verzeichnen konnten. In der Brandrede gibt sich Düringer als Sprecher einer zunehmend unzufriedenen Mittelschicht aus und echauffiert sich als „Wutbürger“ lautstark über die derzeitigen gesellschaftspolitischen Umstände: „Wir sind all jene Systemtrottel, die es schön langsam satt haben im Hamsterrad zu laufen.“ Abschließend brüllt er: „Wir sind die, die nicht mehr ihre Stimmen in Urnen werfen werden. Wir werden sie behalten, damit wir schreien können: Wir sind wütend!“

Video: „Wir sind wütend!“

Düringer hat sich für seine Rede literarisch inspirieren lassen und bezieht sich auf das Buch „Vom Systemtrottel zum Wutbürger“ von Rahim Taghizadegan und Eugen Maria Schulak (Ecowin-Verlag). Bei der Publikation handelt es sich allerdings weniger um eine politikwissenschaftliche Analyse, denn eine Art Lebensratgeber von den beiden Leitern des privaten Instituts für Wertewirtschaft in Wien, das unter anderem Coachings anbietet. Düringers Leseempfehlung auf dessen Facebook-Profil: „Ein böses buch für gute menschen und eine aufforderung uns unseres eigenen verstandes zu bedienen. Eine pflichtlektüre für alle gleichgesinnten. Unbedingt lesen.“

[…]

TIPP: Auch der letzte maschek-Clip im Rahmen von „Dorfers Donnerstalk“ ist auf Youtube zu sehen (siehe Link unten). Darin erscheint der große Politikeraufmarsch mit Fischer, Faymann und Dörfler am 10. 10. 2010 zum 90. Jahrestag der Kärntner Volksabstimmung in einem völlig neuen Licht.

Video-Link maschek: Faymann gibt Kärnten zurück (extern)

Letztes Update am 14.12.2011, 17:34

Artikel vom 13.12.2011 16:44 | KURIER | Peter Temel

Quelle: Kurier.at – http://kurier.at/kultur/4477822-dueringers-wutrede-wird-heiss-diskutiert.php