26.01.2023 – Salzburger Nachrichten – Keine Ermittlungen gegen etwaige Mittäter in Missbrauchsfall

Im Missbrauchsfall um einen Wiener Sportlehrer, der bis zu seinem Selbstmord im Mai 2019 an einer Mittelschule mehr als 40 unmündige Schüler missbraucht haben dürfte, gibt es weiter keine Ermittlungen gegen zwei mögliche Mittäter. „Alle bei uns eingebrachten Sachverhaltsdarstellungen wurden geprüft. Es wurden keine Ermittlungsmaßnahmen eingeleitet“, teilte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Wien, Nina Bussek, am Donnerstag auf APA-Anfrage mit.

Die Opfer-Anwältin Herta Bauer, die mehrere von Übergriffen des Sportlehrers Betroffene vertritt, hatte zuletzt Ende November eine weitere Anzeige eingebracht, nachdem bei vorangegangenen ein konkreter Anfangsverdacht auf strafbare Handlungen zweier namentlich genannter Verdächtiger seitens der Staatsanwaltschaft verneint worden war. Die Bildungsdirektion Wien, die zur Klärung der Vorgänge an der betroffenen Schule und in einem assoziierten Sportverein eine Untersuchungskommission eingesetzt hatte, brachte wiederum insgesamt sieben Sachverhaltsdarstellungen ein. Diese richteten sich unter anderem auch gegen einen früheren Schüler des Sportlehrers sowie einen mit diesem befreundeten Ex-Lehrer und Basketball-Trainer, die von Bauer als mögliche Beitragstäter bzw. Mittäter betrachtet werden. Alle drei waren in einem Sportverein tätig, wo der Ex-Lehrer in seiner Funktion als Trainer ein übergriffiges Verhalten gegenüber minderjährigen Burschen an den Tag gelegt haben soll. Auf Betreiben des Wiener Basketballverbands (WBV) musste er 2019 nach Beschwerden den Verein verlassen, seither ist der Mann von der Bildfläche verschwunden.

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18.10.2022 – Kurier – Missbrauch in Wiener Schule: Betroffener fühlt sich verhöhnt

In einem APA-Interview erzählt ein Betroffener von seinen Erfahrungen.
Dass nicht nach möglichen Mittätern ermittelt wird, stößt beim
Ex-Schüler auf Unverständnis.

18.10.2022, 09:15

Dass die Staatsanwaltschaft vorerst nicht nach möglichen Mittätern bzw.
Mitwissern eines Sportlehrers ermittelt, der bis zu seinem Suizid im Mai
2019 an einer Wiener Mittelschule Dutzende Buben im Alter von neun bis
14 Jahren missbraucht haben dürfte, empört einen der Betroffenen. „Ich
fühle mich verhöhnt. Ich habe den Eindruck, dass man Täter schützen
möchte. Das ist die größte Verhöhnung, die mir geschehen kann“, hielt
das Missbrauchsopfer im Gespräch mit der APA fest.

„Das Verhalten von Polizei und Staatsanwaltschaft ist eine wirklich
starke Belastung für ein Opfer“, betonte der mittlerweile erwachsene
junge Mann. Als er sich 2019 an die Polizei wandte, um Anzeige zu
erstatten, sei er „weggeschickt“ worden: „Man hat mir gesagt, das bringt
nix, er ist ja schon gestorben. Und dass man einen Toten nicht anzeigen
kann“. Dabei habe es damals Hinweise auf einen guten Bekannten und
möglichen Mittäter des Pädagogen gegeben und sogar eine Mail mit der
Aufforderung, sich diesen näher anzuschauen. Dem sei man seitens der
Strafverfolgungsbehörden nicht nachgegangen.

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21.03.2021 – Ö1 – Hörbilder: Die Akte Walfried Janka

Der Kampf des ehemaligen Pflegekindes um Gerechtigkeit.

21. März 2021, 02:00

Walfried Janka hat sich ein bescheidenes Idyll geschaffen: kleines Haus, großer Garten, selbst gebauter Swimmingpool. Er hat eine Frau und zwei Kinder – eine erstaunliche Leistung für einen Mann, der eine ungewöhnliche Leidensgeschichte hinter sich hat.

Walfried Janka kommt 1966 im steirischen Bezirk Leibnitz zur Welt. Weil seine Mutter nicht volljährig ist und für ihn nicht sorgen kann, bringt das Jugendamt den Säugling bei einer Pflegemutter unter – bei einer Frau, die wegen der Ermordung ihres eigenen Babys bereits eine Haftstrafe verbüßt hatte. Das Jugendamt weist dieser Frau mehrere Kinder zur Pflege und Erziehung zu. Die sadistische Pflegemutter verprügelt ihre Kinder und gibt ihnen wenig zu essen. Sie fesselt Walfried in der Nacht ans Bett, damit er sich nicht heimlich aus dem Kühlschrank bedient, und sie hetzt ihren Hund auf den Buben.

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17.02.2021 – ORF – Als Pflegekind missbraucht: Klage abgewiesen

Der Fall eines ehemaligen Pflegekindes, das in den 70er-Jahren bei einer Kindsmörderin untergebracht war, hat vor Jahren für Schlagzeilen gesorgt. Der heute 54-Jährige klagte das Land auf 600.000 Euro Entschädigung – nun muss aber der Betroffene zahlen.

In ihrem schriftlichen Urteil schreibt die zuständige Grazer Richterin zwar, dass die Aussagen des ehemaligen Pflegekindes Walfried Janka in weiten Teilen glaubwürdig und nachvollziehbar waren, das Gericht hat aber nicht geprüft, ob der heute 54-Jährige als Pflegekind unter Verantwortung des Jugendamts misshandelt wurde, sondern nur, ob der Fall verjährt ist.

Gericht: Fall verjährt

Da lautet das Urteil wörtlich: „Ab 1987, mit 21 Jahren also schon, war er mit hoher Wahrscheinlichkeit in der Lage, zu verstehen, dass er für etwas, was ihm in seiner Kindheit und Jugend widerfahren ist, Ansprüche geltend machen könnte. Mit 21 habe er schon eine Stunde lang in seinem Jugendamtsakt lesen können – auch dass die Pflegemutter, bei der er mit Wissen des Jugendamts untergebracht war, wegen Mordes an einem Neugeborenen verurteilt war.“

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07.06.2022 – Wiener Zeitung – Chefin der Wiener Kindergärten abgesetzt

Weitere Anzeige gegen einen Pädagogen wegen „pädagogischen Fehlverhaltens“.

vom 07.06.2022, 10:29 Uhr | Update: 08.06.2022, 06:53 Uhr

In Wien ist ein weiterer Pädagoge eines städtischen Kindergartens bei der Staatsanwaltschaft angezeigt worden. Ihm wird „pädagogisches Fehlverhalten“ vorgeworfen, wie der zuständige Stadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) am Dienstag sagte. Wie die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Wien, Nina Bussek, auf APA-Anfrage mitteilte, wird derzeit in Richtung Freiheitsentziehung ermittelt. Der ORF berichtete unterdessen, dass ein Gutachten den ersten Beschuldigten zum Teil entlastet.

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31.05.2022 – Die Presse – Missbrauch im Kindergarten: Kinderschutzkonzept kommt im Herbst

Nach dem Bekanntwerden eines mutmaßlichen Missbrauchs in einem städtischen Kindergarten kündigte Stadtrat Christoph Wiederkehr ein Kinderschutzkonzept an. Das Personal am betroffenen Standort wurde aufgestockt.

Im Wiener Rathaus hat am Dienstag eine Sondersitzung des für Kindergärten zuständigen Gemeinderatsausschusses stattgefunden. Jugendstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) informierte dabei die Fraktionen über die Vorwürfe gegen einen Pädagogen, der Übergriffe auf ihm anvertraute Kinder begangen haben soll. Man habe dabei auch den weiteren Fahrplan in der Causa dargelegt, hieß es im Anschluss an die Sitzung.

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01.07.2022 – Domradio – Experte fordert bundesweite Studie zu Missbrauchs-Dunkelfeld

01.07.2022 Experte fordert bundesweite Studie zu Missbrauchs-Dunkelfeld
„Das sind wir unseren Kindern schuldig!“

Der Mannheimer Psychiater Harald Dreßing hat seine Forderung nach einer umfassenden Studie zum Dunkelfeld von Missbrauch und sexualisierter Gewalt in Deutschland erneuert. Sie sei „dringend angezeigt“.

Das schreibt der Psychiater in einem Gastbeitrag in der „Welt“ (Freitagsausgabe). Das Wissen aus einer solchen Studie sei „zwingend nötig, auch um die Effektivität und Effizienz von Präventions- und Schutzkonzepten besser einschätzen zu können“.

Am umfänglichsten seien bislang sexualisierte Gewalttaten untersucht worden, die „im Verantwortungsbereich der katholischen Kirche begangen wurden“, so Dreßing. Er hatte die sogenannte MHG-Studie koordiniert, deren Ergebnisse 2018 der Öffentlichkeit vorgestellt wurden. Diese Studie kam für den Untersuchungszeitraum von 1946 bis 2015 auf 1.670 beschuldigte Priester und rund 3.700 von Missbrauch Betroffene. Es handle sich dabei „nur um die Spitze des Eisbergs“, betonte der Experte.

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01.07.2021 – Tagesschau – 182 weitere Gräber nahe Internat gefunden

Indigene in Kanada
182 weitere Gräber nahe Internat gefunden
Stand: 01.07.2021 09:39 Uhr

Wieder sind Gräber in der Nähe einer früheren Schule für indigene Kinder in Kanada gefunden worden. Experten entdeckten die Überreste von 182 Leichen mit einem Bodenradar. Die Wut ist groß – erneut brannten Kirchen.

In Kanada weitet sich der Skandal um unmarkierte Gräber von Indigenen aus. In der Nähe eines früheren kirchlichen Umerziehungsheims sind 182 weitere solcher Grabstätten entdeckt worden. Das berichtete der Nachrichtensender CBC. Es handelt sich bereits um den dritten Fund dieser Art innerhalb weniger Wochen. Die Wut infolge der Entdeckungen ist groß, erneut gingen in Kanada zwei katholische Kirchen in Flammen auf.

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16.05.2022 – HPD – Ackermann zieht sich vom Amt des Missbrauchsbeauftragten zurück

Deutsche Bischofskonferenz
Ackermann zieht sich vom Amt des Missbrauchsbeauftragten zurück
Von: Gisa Bodenstein
16. Mai 2022

Der bisherige Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz Stephan Ackermann wird diese Aufgabe nicht weiter ausüben, die auf eine breitere Basis gestellt werden soll. Vertreter von Betroffenenorganisationen begrüßen den Schritt.

Wie die Deutsche Bischofskonferenz am Donnerstag in einer Pressemitteilung bekannt gab, wird ihr bisheriger Beauftragter für Fragen des sexuellen Missbrauchs im kirchlichen Bereich und für Fragen des Kinder- und Jugendschutzes, Bischof Stephan Ackermann, das Amt zur Herbstvollversammlung der Kirchenmänner niederlegen. Ackermann hatte die Position seit ihrer Schaffung im Jahr 2010 ausgeübt. „Die personelle Verantwortungsstruktur für Fragen des sexuellen Missbrauchs“ solle laut Pressemitteilung nun „auf eine breitere Basis“ gestellt werden. Dies brauche es, „damit die katholische Kirche in Deutschland der Vielschichtigkeit der Thematik und der Dimension des Aufgabenfeldes künftig noch mehr gerecht werden“ könne, heißt es vom bisherigen Amtsinhaber dazu. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Georg Bätzing lobte Ackermann, der „über mehr als zwölf Jahre eine weitreichende und mit unermüdlichem Engagement ausgefüllte Aufgabe kompetent übernommen“ habe.

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27.09.2019 – HPD – Uns läuft unsere Lebenszeit davon

Interview mit Matthias Katsch vom „Eckigen Tisch“
„Uns läuft unsere Lebenszeit davon“
Von: Gisa Bodenstein
27. Sep 2019

Bei der gerade zu Ende gegangenen Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz wurde der sogenannte „Synodale Weg“ beschlossen: Es soll Reformen geben. Außerdem war der Missbrauchsskandal erneut ein zentrales Thema: Das Entschädigungsmodell soll weiterentwickelt werden. Matthias Katsch, Sprecher der Opfervereinigung „Eckiger Tisch„, stellte auf der Konferenz ein Empfehlungspapier vor, das eine Einmalzahlung von 300.000 Euro pro Fall vorsieht. Bei geschätzten 3.000 Opferanträgen würde sich für die katholische Kirche daraus eine Summe von einer Milliarde Euro ergeben. Der hpd hat mit Katsch gesprochen.

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