17.11.1997 – Spiegel – Der entsorgte Vater

17.11.1997
Der entsorgte Vater
Von Matussek, Matthias

Über feministische Muttermacht und Kinder als Trümpfe im Geschlechterkampf

Eine Polemik von Matthias Matussek

Am vierten Tag des Hungerstreiks vor dem Kreuzberger Familiengericht kommt der erwartete Zusammenbruch. Dem Mann mit der Glatze wird schwarz vor den Augen, sein Blutdruck sackt ab, auf seiner Haut bilden sich Ausschläge, eine Welle der Verzweiflung schlägt über ihm zusammen. Der Notarzt stabilisiert und beruhigt ihn. So ist das, wenn der Körper zum Schlachtfeld wird.

Am nächsten Tag sitzt Günter Gempp wieder vor dem Justizgebäude mit der stählernen Würfelskulptur, die so gradlinig und normensicher in der Sonne liegt wie ein unerschütterliches Versprechen auf Gerechtigkeit.

Der hungernde Sozialarbeiter ist kein Fanatiker. Er will den Staat nicht aushebeln, will keine neue Weltordnung. Er will nur eines: seine Kinder Sarah und Fabian wiedersehen. Das verwehrt ihm die Mutter, seit sie sich von ihm getrennt hat. Daß sie das kann, verdankt sie Gerichten wie jenem, vor dem Gempp seine Mahnwache hält.

Weiterlesen