12.06.2012 – Astrid Rothe-Beinlich – Frauen in der rechten Szene – ein Einblick

FRAUEN IN DER RECHTEN SZENE – ein Einblick
12.06.2012: Astrid Rothe-Beinlich referiert und diskutiert auf der Frauenkonferenz der Polizeidirektion Saalfeld

Für den 7. Juni war Astrid Rothe-Beinlich, Vizepräsidentin des Thüringer Landtages und Frauenpolitische Sprecherin von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zur Frauenkonferenz der Polizei nach Saalfeld eingeladen, um dort einen Vortrag zu Frauen in der rechten Szene zu halten und anschließend aktuelle Themen zu diskutieren.

Frau Becker, Frauenbeauftragte der Polizeidirektion sagte dazu in ihrer Begrüßungsrede:

„Wir als Vertreter der Exekutive werden in verschiedenen Situationen mit Personen des rechten Spektrums konfrontiert. So ist auch unsererseits ein gefühlter Anstieg von aktiven Frauen und Mädchen in der rechten Szene wahrnehmbar.“
Die etwa 80 Teilnehmerinnen der Konferenz waren sofort hellhörig, als Astrid Rothe-Beinlich ihren Vortrag mit den Worten: „Auch Frauen sind Nazis!“ begann. Auch mit Blick auf die furchtbaren Taten des NSU werden Frauen als Täterinnen und Nazis nach wie vor unterschätzt, so die Bündnisgrüne, die sich selbst seit 20 Jahren aktiv gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit engagiert, die beispielhaft Zuschreibungen für Beate Zschäpe wie“ Terrorbraut“, „braune Witwe“ oder „Nazigeliebte“ zitierte.

Den Einstig in das Thema lieferte der Kurzfilm „Braune Kameradin – Frauen in der Neonazi-Szene“, der sehr anschaulich die Dimensionen und Betätigungsfeldern von weiblichen Nazis sowie deren Agieren aufzeigt.

Schon lange ist bekannt: Frauen sind ein auf unterschiedlichsten Ebenen in der Naziszene aktiv. Zwar beteiligen sie sich prozentual seltener an Gewalttaten als rechtsextreme Männer, bei den Einstellungsmustern sind sie oftmals jedoch sogar rassistischer als ihre männlichen Kameraden. Etwa ein Viertel der NPD-Mitglieder sind Frauen. Es gibt Frauenkameradschaften, Freuenvereinigungen, wie den Ring Nationaler Frauen – die Frauenorganisation der NPD – oder auch die Gemeinschafdt Deutscher Frauen. Gerade junge Mädchen steigen mitunter in die Szene ein, weil sie sich auch aktionistisch betätigen wollen oder die Gemeinschaft suchen. Frauen mieten Räume für Nazitreffs und Konzerte, fungieren als Strohfrauen für Immobilienkäufe, stehen am Infostand, betätigen sich als Ordnerinnen auf Demos, kandidieren für Mandate aber auch als Elternsprecherinnen in Schulen, engagieren sich für die „deutsche Umwelt“, betreuen gefangene Nazis um sie bei der Stange zu halten – so auch Beate Zschäpe bis zu ihrem Untertauchen – , gehören aber auch zur „schlagenden Front“. Sehr schnell wird ihnen allerdings auch deutlich gemacht, dass ihre Hauptaufgabe darin besteht, die „deutsche Art“ zu stärken und nationale Familien zu gründen, in denen die Kinder im nationalen Geiste zu Nazis erzogen werden.

Gezielt studieren rechtsextreme Frauen auf Lehramt oder gehen in die ErzieherInnenberufe, um Kinder für ihre Ideologie zu gewinnen.Astrid Rothe-Beinlich stellte auf unterschiedlichen Ebenen aktive Nazifrauen vor und formulierte zugespitzt die These, dass der NSU auch deshalb zehn Jahre unerkannt „unter uns“ leben, Banken ausrauben und morden konnte, weil eine Frau die scheinbare Normalität vorgaukelte und den Lebensalltag organisierte. Sie war es allerdings auch, die die letzte Bleibe des NSU in Flammen aufgehen ließ.

Rothe-Beinlich forderte mehr Aufklärung und Prävention sowie eine gezielt nichtrechte Mädchenarbeit – gerade im ländlichen Raum. Weiterhin machte sie sie sich u.a. für gezielte Ausstiegsangebote für Frauen, Mädchen und deren Kinder aus der rechten Szene stark.

Im Anschluss folgte eine lebhafte und teilweise auch kontrovers Debatte. Hier wurde vor allem die Alltagswelt der Polizistinnen und Polizisten z.B. im Kontext Demonstrationen, Strafverfolgung u.a. gespiegelt und immer wieder auch hinterfragt, wie man Nazis adäquat begegnen kann. Astrid Rothe-Beinlich verdeutlichte, dass es das Wi(e)dersetzen gegen Naziaufmärsche dringend braucht, um diese nicht zu bagatellisieren, zudem warb sie für eine lebendige Zivilgesellschaft und friedlichen Protest sowie ein gutes Miteinander mit der Polizei. „Demonstrationen sind die Nagelprobe unserer Demokratie und hier braucht es Respekt im Umgang miteinander – von allen Seiten. Wichtig ist es daher auch, die unterschiedlichen Beweggründe zu verstehen, auch und gerade, wenn Polizei und Zivilgesellschaft aufeinander treffen und doch beide den rechten Spuk so nicht hinnehmen wollen“.

Quelle: rothe-beinlich.de – http://www.rothe-beinlich.de/aktuell/5161432.html

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